2.3. Textbasierte Systeme

Beispiele: Csound, SuperCollider, incudine, cl-collider, Faust), ChucK, CLM, Common Music

Abbildung 2.4. Beispiel einer SuperCollider Session

sc screenshot

Vom Arbeitsprinzip her handelt es sich bei diesen Systemen um die ältesten Systeme der computerbasierten Klangsynthese (Csound, dessen 1. Version 1985 entstand, hat seine Wurzeln im MUSIC System von 1957 und dessen Nachfolgern). Jedoch sind einige Systeme auch relativ neu und die oben genannten Systeme werden noch immer aktiv weiterentwickelt.

Alle Systeme gleichen sich im grundlegenden Arbeitsablauf:

  1. Zunächst wird eine Textdatei erstellt, die eine Beschreibung der zu erzeugenden Klänge und Abläufe in einer speziellen Syntax enthält.
  2. Dieser Text wird dann über einen speziellen Befehl dem jeweiligen System zur Auswertung übergeben.

    Das Resultat ist dann entweder ein Klang, der direkt über die Ausgänge des Computers ausgegeben wird, oder auch eine Klangdatei (soundfile), die dann mit einem separaten Abspielprogramm hörbar gemacht werden kann.

Es handelt sich bei diesen Systemen aufgrund der speziellen Syntax immer auch um Programmiersprachen. Im Fachjargon spricht man in einem solchen Fall von einer Domänenspezifischen Sprache.

Einige der existierenden Systeme sind völlig eigenständig (Csound, Supercollider, Faust, Chuck), andere Systeme (CLM, incudine, cl-collider) erweitern bereits existierende, sogenannte Universelle Programmiersprachen und sind daher in ihrer Syntax an ihre jeweilige Basissprache angelehnt. Der Vorteil dieser Systeme ist eine oft hervorragende Anschlußfähigkeit an bereits existierende Module aus anderen, nicht klangsynthesespezifischen Bereichen (z.B. Mathematik, Grafikverarbeitung, Webprogrammierung, Datenbanken, Notation).

Ein weiterer Vorteil ist eine bei ausgereiften Systmenen deutlich bessere Strukturierbarkeit, als dies mit grafisch orientierten Systemen möglich ist: Nicht ohne Grund sind Programmiersprachen, mit denen sehr umfangreiche Programme erstellt werden, textbasiert. Zusammenhänge lassen sich in den allermeisten Fällen textuell konziser darstellen, insbesondere dann, wenn die Projekte umfangreicher und komplexer werden. Zudem haben textbasierte Programmiersprache mittlerweile eine lange Tradition und es sind viele Programmierkonzepte entwickelt worden, die sich insbesondere bei der Verwaltung von komplexen, oder auf mehrere Programmierer verteilte Aufgaben bemerkbar machen.

Ein gewichtiger Nachteil ist die Einstiegshürde, insbesondere für Programmieranfänger. Die Benutzeroberfläche wirkt abstrakt und wenig intuitiv und man benötigt nicht selten Grundlagenwissen in Programmierung, um mit solchen Systemen effizient arbeiten zu können. Insofern sind diese Systeme sicher nicht für jeden Komponisten mit Interesse an elektronischer Klangverarbeitung geeignet.

Die erheblich leichtere Wartung von Projekten in diesen Systemen, die auch umfangreiche Projektdateien über Jahre hinweg verständlich, lesbar und damit gut wiederverwendbar oder modifizierbar hält, könnte allerdings ein guter Grund dafür sein, die anfänglichen Hürden zu überwinden.

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